Antirutsch Beschichtungen im Bau - Typische Anwendungsfälle und worauf es bei der Wahl ankommt

Antirutsch Beschichtungen im Bau - Typische Anwendungsfälle und worauf es bei der Wahl ankommt


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Antirutsch im Hochbau

Antirutschbeschichtungen finden in nahezu allen Bereichen des Baugewerbes Anwendung, da sie entscheidend zur Sicherheit von Arbeitern und der späteren Nutzer beitragen. Die Anwendungsbereiche variieren je nach den spezifischen Risiken und Belastungen des jeweiligen Gewerkes.

Hochbau (Building Construction)

Im Hochbau kommen Antirutschbeschichtungen vor allem auf den noch nicht fertigen Oberflächen sowie in Wartungsbereichen zum Einsatz.

  • Treppen und Rampen: Auf Rohbautreppen aus Beton oder auf temporären Rampen, die während der Bauphase benutzt werden.
  • Dach- und Wartungsflächen: Auf Flachdächern, Dachterrassen oder Zugängen zu Wartungsbereichen, wo die Gefahr durch Algen, Moos oder Nässe besteht.
  • Balkone und Terrassen: Bevor die finale Bodenversiegelung angebracht wird, können rutschfeste Beschichtungen als temporärer Schutz oder als dauerhafte Lösung eingesetzt werden.
  • Klimaschächte und Leitern: Auf den Trittflächen von Zugängen zu technischen Anlagen und Schächten.

Die Anwendung von Antirutschbeschichtungen im Hochbau beschränkt sich nicht auf die Bauphase. In fertiggestellten Gebäuden sind sie ein entscheidendes Element für die Sicherheit, Ästhetik und Hygiene, da sie dauerhaft die Rutschgefahr in stark frequentierten oder nassen Bereichen minimieren.

Hier sind weitere Anwendungsfälle in verschiedenen Gebäudetypen:

Bürogebäude und öffentliche Einrichtungen

In Bürogebäuden und Verwaltungen steht die Sicherheit der Mitarbeiter und Besucher an erster Stelle.

  • Eingangshallen und Foyers: Hier ist der Boden oft glatt (z.B. Marmor, Granit) und wird bei Regen, Schnee oder Eis extrem rutschig. Eine transparente Antirutschbeschichtung schützt Besucher vor Stürzen, ohne die repräsentative Optik zu beeinträchtigen.
  • Küchen und Cafeterias: In Großküchen und Kantinen kommt die Rutschgefahr durch ausgelaufene Flüssigkeiten, Fette und Speisereste. Eine 2-komponentige Epoxidharzbeschichtung mit hoher R-Klasse bietet hier nicht nur Sicherheit, sondern ist auch chemisch beständig und leicht zu reinigen.
  • Treppenhäuser: Treppen sind eine der Hauptquellen für Sturzunfälle. Eine langlebige Beschichtung auf den Stufen bietet zuverlässige Trittsicherheit für alle Nutzer.

Kliniken, Krankenhäuser und Pflegeheime

In Gesundheitseinrichtungen sind Hygiene und Sicherheit von höchster Bedeutung.

  • Operationssäle und Labore: Böden sind hier chemischen Belastungen ausgesetzt und müssen eine fugenlose, sterile Oberfläche haben. Eine Antirutschbeschichtung muss zusätzlich desinfektionsmittelbeständig und leicht zu reinigen sein, um die Hygienevorschriften zu erfüllen.
  • Patientenbereiche und Gänge: Der Boden muss auch bei Nässe (z.B. durch verschüttete Flüssigkeiten) sicher sein. Eine rutschfeste Beschichtung mit einem geringen Verdrängungsraum (V-Klasse) sorgt für Stabilität, ohne das Rollen von Betten oder Rollstühlen zu behindern.
  • Therapiebereiche und Küchen: In Therapie- und Küchenbereichen ist die Rutschgefahr besonders hoch. Hier kommen oft zertifizierte Beschichtungen der Klasse R13 zum Einsatz.

Hotels, Spas und Thermen

In diesen Bereichen müssen Antirutschlösungen Ästhetik und Funktion perfekt vereinen.

  • Pool- und Saunabereiche: Die Umgebung ist permanent nass und mit Chlor oder Salzwasser belastet. Eine transparente Antirutschbeschichtung ist hier die ideale Lösung. Sie schützt die Gäste vor Stürzen auf den Fliesen und Natursteinböden, ohne das Design des Wellnessbereichs zu stören.
  • Dusch- und Umkleideräume: Der Boden ist hier permanent feucht. Eine leicht zu reinigende, rutschfeste und antibakterielle Beschichtung sorgt für Sicherheit und Hygiene.

Parkhäuser und Tiefgaragen

Hier sind die Böden extremen mechanischen und chemischen Belastungen ausgesetzt.

  • Fahrflächen und Rampen: Die Böden müssen dem ständigen Verkehr, hohen Radlasten und dem Einfluss von Öl, Benzin und Streusalz standhalten. Eine 2-komponentige Antirutschbeschichtung auf Epoxidharzbasis ist hier unverzichtbar, da sie extrem abriebfest und chemikalienbeständig ist.
  • Fußgängerwege und Treppenhäuser: Speziell gekennzeichnete, rutschfeste Wege und Treppen sorgen für die Sicherheit der Fußgänger. Hier kann die Beschichtung farblich vom Bodenbelag abgesetzt werden, um die Orientierung zu erleichtern.

Antirutsch in weiteren Einsatzgebieten im Baugewerbe

Neben diesen Anwendungsfällen kommen Antirutschbeschichtungen in vielen weiteren Bauvorhaben zum Einsatz. Hier sind einige Beispiele

Tiefbau (Civil Engineering/Underground Construction)

Im Tiefbau sind die Oberflächen oft nass, schlammig oder uneben. Antirutschbeschichtungen sorgen hier für Sicherheit auf temporären Wegen.

  • Baugruben und Gräben: Auf den Zugangsleitern und den temporären Wegen um Baugruben herum, die oft mit Schlamm und Erde verschmutzt sind.
  • Schachtabdeckungen: Auf den Oberflächen von Schachtabdeckungen, die bei Nässe sehr rutschig werden können.
  • Baustraßen: Auf provisorischen Baustraßen oder Zuwegungen, die der Witterung ausgesetzt sind und eine hohe Rutschgefahr bergen.

Brückenbau (Bridge Construction)

Brücken sind permanent der Witterung ausgesetzt und erfordern besonders langlebige und widerstandsfähige Lösungen.

  • Wartungswege: Auf den Wartungsstegen unterhalb der Brückenfahrbahn, wo Inspektions- und Reparaturarbeiten durchgeführt werden.
  • Zugangsleitern: Auf den Aufstiegsleitern und Treppen zu den Brückenpfeilern oder zu den Wartungsplattformen.
  • Fahrrad- und Fußwege: Auf den Gehwegen und Radwegen von Brücken, um eine ganzjährige Rutschsicherheit zu gewährleisten.

Straßenbau (Road Construction)

Im Straßenbau kommen Antirutschbeschichtungen auf allen Flächen zum Einsatz, die von Fußgängern oder Fahrzeugen genutzt werden und eine erhöhte Rutschgefahr aufweisen.

  • Gehwege und Radwege: Insbesondere an Steigungen oder in Kurven, um die Rutschgefahr bei Nässe und Laub zu minimieren.
  • Haltestellen und Busbuchten: Hier sind die Oberflächen starkem Abrieb ausgesetzt und können durch Flüssigkeiten verunreinigt werden.
  • Kreuzungen und Kreisverkehre: Spezielle rutschfeste Markierungen können auf stark beanspruchten Fahrbahnen die Sicherheit erhöhen.

Tunnelbau (Tunnel Construction)

Im Tunnelbau sind die Bedingungen oft feucht, dunkel und schmutzig.

  • Notwege und Rettungsstollen: Die Böden von Fluchtwegen und Notstollen müssen auch bei Feuchtigkeit eine zuverlässige Rutschhemmung bieten.
  • Wartungszugänge: Auf den Zugangsleitern und Plattformen zu Belüftungs- und Brandschutzanlagen.
  • Wartungsstreifen: Spezielle Bereiche für Wartungsarbeiten in Tunneln, die mit rutschhemmenden und chemikalienbeständigen Beschichtungen ausgestattet sind.

Die Wahl der richtigen Antirutschbeschichtung im Baugewerbe - Worauf kommt es an?

Im Baugewerbe ist die Wahl der richtigen Antirutschbeschichtung eine komplexe Entscheidung, die weit über die reine Rutschhemmung hinausgeht. Die zu beschichtende Fläche ist in diesem Umfeld oft extremen Belastungen ausgesetzt, die über die Jahre hinweg die Funktionalität und Sicherheit der Beschichtung auf die Probe stellen.

Um die richtige Wahl zu treffen, kommt es auf eine sorgfältige Abwägung von Funktion, Material und Ästhetik an.


Die entscheidende Rolle von mechanischen und chemischen Belastungen

Die größte Herausforderung im Baugewerbe sind die mechanischen und chemischen Belastungen. Die Antirutschbeschichtung muss diesen Einflüssen dauerhaft standhalten, um die Sicherheit zu gewährleisten. Eine genaue Analyse dieser Belastungen ist der erste und wichtigste Schritt.

Mechanische Belastungen

  • Geringe Belastung: Bereiche, die hauptsächlich von Fußgängern frequentiert werden, wie Büroräume auf der Baustelle oder interne Kellertreppen.
  • Mittlere Belastung: Bereiche, in denen gelegentlich mit Hubwagen, Sackkarren oder leichteren Werkzeugen gearbeitet wird, wie beispielsweise in Lagerräumen oder kleinen Werkstätten.
  • Hohe Belastung: Dies betrifft Flächen, die regelmäßig mit schweren Lasten, Gabelstaplern, Baumaschinen oder LKW befahren werden. Beispiele sind Laderampen, Industrieböden in Produktionshallen oder Parkdecks. Die Beschichtung muss hier extrem abrieb- und schlagfest sein, um nicht zu verschleißen.

Chemische Belastungen

  • Geringe Belastung: Bereiche, die nur mit Wasser und milden Reinigungsmitteln in Kontakt kommen.
  • Mittlere Belastung: Bereiche, die gelegentlich mit Kühlmitteln, Ölen oder Fetten in Berührung kommen.
  • Hohe Belastung: Dies betrifft industrielle Umgebungen, in denen die Beschichtung dauerhaft mit aggressiven Chemikalien wie Säuren, Laugen, Treibstoffen oder Lösemitteln in Kontakt kommt. Hier muss die chemische Beständigkeit der Beschichtung nachgewiesen sein.

Die Rolle des Materials

Das Material der Beschichtung muss den festgestellten Belastungen gewachsen sein.

  • 1-komponentige Beschichtungen: Diese sind einfach in der Anwendung und eignen sich gut für gering belastete Flächen. Sie sind jedoch nicht für den professionellen Einsatz unter hoher mechanischer oder chemischer Beanspruchung geeignet, da sie weniger widerstandsfähig sind.
  • 2-komponentige Beschichtungen: Sie sind die professionelle Wahl für das Baugewerbe. Sie bestehen aus einem Basislack und einem Härter. Nach dem Mischen entsteht eine chemische Reaktion, die eine extrem harte, abriebfeste und chemisch resistente Oberfläche erzeugt.
  • Epoxidharz-Basis: Bietet eine hervorragende Beständigkeit gegen Chemikalien und mechanische Abnutzung. Sie ist die bevorzugte Wahl für Industrieböden.
  • Polyurethan-Basis: Oft flexibler als Epoxidharz und widerstandsfähiger gegen UV-Strahlung, was es zur guten Wahl für Außenbereiche wie Laderampen oder Terrassen macht.
  • Rutschhemmklasse: Das Material muss nach DIN 51130 zertifiziert sein und die für den jeweiligen Einsatzort vorgeschriebene R-Klasse (z. B. R13) erfüllen.

Die Rolle ästhetischer Aspekte

Ästhetische Aspekte spielen eine immer wichtigere Rolle im gewerblichen und industriellen Umfeld.

  • Funktionale Ästhetik: Helle, saubere Böden verbessern das Arbeitsumfeld und tragen zur Sicherheit bei, da Gefahren und Verunreinigungen besser sichtbar sind.
  • Corporate Identity: Die Wahl der richtigen Farbe kann dazu beitragen, die Corporate Identity des Unternehmens zu stärken.
  • Professionalität: Ein gepflegter und sauberer Boden vermittelt Professionalität und Vertrauen bei Kunden und Geschäftspartnern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Wahl einer Antirutschbeschichtung im Baugewerbe eine ganzheitliche Entscheidung ist. Sie basiert nicht nur auf der Rutschhemmung, sondern vor allem auf einer sorgfältigen Analyse der mechanischen und chemischen Belastungen, die über die gesamte Lebensdauer der Beschichtung wirken.